Heute möchte ich mit dir über ein Thema sprechen, welches sich durch mein Leben wie ein roter Faden zieht: Selbstzweifel. Jeder von uns kennt sie, der eine mehr, der andere weniger. Doch begegnet sind sie uns allen schon. Ob vor dem Auswahltraining, der Präsentation deines Projektes oder bei einem Vorhaben, welches dir am Herzen liegt. Plötzlich ist die Stimme in deinem Kopf, sagt dir, was nicht gut ist, welche Fehler du machen könntest und dass es eh eine dumme Idee ist, dein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
„Ich weiss, dass die Gedanken unangebracht sind und nicht der Wahrheit entsprechen“, geht es mir dann durch den Kopf. Denn wie kann ich vor kurzem noch hochmotiviert die ersten Blogartikel geschrieben haben, um am nächsten Tag aufzuwachen, mit dem Gedanken, dass sie eh niemand lesen wird, und sich keiner dafür interessiert?
„Oder könnten diese Gedanken doch einen wahren Kern haben? Habe ich mich mal wieder meinen Träumen hingegeben und hänge einer Illusion nach?“
Der erste Zweifel ist gesät. Nun ist die Tür aufgestossen, damit die zweifelnden Gedanken mich solange bearbeiten können, bis ich mürbe und resigniert nicht mehr an die Umsetzung meines Vorhabens glaube. Statt am kommenden Abend vor dem Computer zu sitzen und etwas niederzuschreiben, von dem ich zuvor noch überzeugt war, dass es anderen Menschen helfen könnte, mache ich es mir nun auf dem Sofa gemütlich und schaue irgendeinen Seich (schweizerdeutsch für Blödsinn) auf Netflix. Und damit ist das Projekt mindestens verschoben, wahrscheinlich aber eher gestorben.
Noch bevor wir unserer Idee die Chance gegeben haben zu wachsen und vielleicht eben doch etwas zu werden, haben wir sie abgewürgt und entsorgt. Damit wir, falls noch weitere Ideen entstehen sollten, auch diese durch unsere (bestärkten) Selbstzweifel vernichten können.
Mich persönlich reut es um jede der entgangenen Gelegenheiten, mich selbst zu verwirklichen. Jeden begrabenen Traum, entsorgte Idee und gestohlenes Erfolgserlebnis, für dessen Erfüllung ich Energie investierte, um auf der Hälfte der Strecke aufzugeben. Zum Dank, dass die Selbstzweifel erfolgreich waren, erhalte ich noch das Gefühl, nichts auf die Reihe zu bekommen. Da kommt doch die Frage auf, wieso nur ich so wenig Erfolg habe……STOP!
Wir müssen uns bewusst machen, dass Selbstzweifel ein weit verbreitetes Phänomen sind und aus einer Vielzahl von Faktoren entstehen können. Sie beeinflussen sehr stark unseren Entscheidungsprozess, indem sie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten untergraben und unsere Fertigkeit, rationale Entscheidungen zu treffen, einschränken. Um dir ein Verständnis für ihren Ursprung zu geben, habe ich dir einige dieser Faktoren aufgeschrieben:
Vergangenheitserfahrungen
- Negative Erfahrungen wie frühere Misserfolge, Ablehnungen oder kritische Rückmeldungen können dazu führen, dass wir an unseren Fähigkeiten zweifeln. Wenn jemand in der Vergangenheit häufig kritisiert oder nicht anerkannt wurde, kann dies das Selbstvertrauen stark beeinträchtigen.
- Ein weiterer Faktor sind traumatische Erlebnisse, wie der Verlust eines geliebten Menschen, Mobbing oder Missbrauch. Diese können tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl haben und starke, tiefsitzende Selbstzweifel hervorrufen.
Vergleiche mit anderen
- In der heutigen digitalen Welt neigen viele Menschen dazu, sich mit anderen zu vergleichen, insbesondere auf sozialen Medien. Diese Vergleiche können unrealistische Standards setzen und das Gefühl hervorrufen, nicht gut genug zu sein.
- Wenn man sich in einem Umfeld befindet, in dem andere als erfolgreicher oder talentierter wahrgenommen werden, kann dies zu Selbstzweifeln führen.
Perfektionismus
- Menschen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen und Perfektion anstreben, sind oft anfälliger für Selbstzweifel. Wenn sie ihre eigenen hohen Erwartungen nicht erfüllen, können sie sich unzulänglich fühlen.
Negative Selbstgespräche
- Die Art und Weise, wie wir mit uns selbst sprechen, hat einen grossen Einfluss auf unser Selbstbild. Negative Selbstgespräche, wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich werde scheitern“, können Selbstzweifel verstärken und sich im Unterbewusstsein verankern.
Mangelndes Selbstbewusstsein
- Ein geringes Selbstbewusstsein kann dazu führen, dass wir unsere Fähigkeiten und Stärken nicht erkennen. Wenn wir uns unserer eigenen Stärken nicht bewusst sind, sind wir eher geneigt, an uns selbst zu zweifeln.
Ängste und Unsicherheiten
- Ängste, sei es vor dem Scheitern, vor Ablehnung oder vor dem Unbekannten, können Selbstzweifel hervorrufen. Diese Ängste können uns daran hindern, neue Herausforderungen anzunehmen oder uns weiterzuentwickeln.
Kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse
- Gesellschaftliche Normen und Erwartungen können ebenfalls Selbstzweifel fördern. In Kulturen, in denen bestimmte Erfolge oder Lebensweisen stark betont werden, können Menschen das Gefühl haben, diesen Erwartungen nicht gerecht zu werden.
Fehlende Unterstützung
- Ein Mangel an emotionaler Unterstützung von Freunden, Familie oder Kollegen kann dazu führen, dass wir uns allein fühlen und an unseren Fähigkeiten zweifeln. Unterstützung und Ermutigung von anderen können helfen, Selbstzweifel zu überwinden.

Der Weg zu einem Umgang mit den Selbstzweifeln
Und dann gibt es Menschen die mit erhobenem Haupt, ohne zu zögern, von einer Herausforderung in die Nächste marschieren. Furchtlos, beherzt, ohne zu zaudern. Ein kleiner Trost für uns ist, dass auch diese Menschen Selbstzweifel haben. Wobei es eher ein ermutigender Gedanke ist. Denn auch wir haben die Möglichkeit, uns dorthin zu entwickeln. Die folgenden Werkzeuge bieten eine gute Basis:
- Träume gross, setze dir jedoch erreichbare Ziele und feiere die kleinen Erfolge. Dies kann dir helfen, dein Selbstvertrauen zu stärken und die negativen Gedanken in den Hintergrund zu drängen.
- Achte bewusst auf deine innere Stimme, denn der Ton spielt die Musik! Versuche, negative Gedanken durch positive Affirmationen zu ersetzen. Sage dir als Beispiel, dass du fähig bist und dass Fehler zum Lernen dazugehören.
- Spreche mit Freunden, Familie oder einem Mentor über deine Zweifel. Oft kann der Austausch mit anderen helfen, die Perspektive zu ändern und neue Einsichten zu gewinnen.
Es ist wichtig, dass du deine Selbstzweifel identifizierst und sie deutlich von deinen „herkömmlichen“ Gedanken abgrenzt. Wenn es bei dir so weit ist, kannst du die folgenden Werkzeuge zur „Gedankenarbeit“ nutzen:
Selbstreflexion
Frage dich, woher die Selbstzweifel kommen (greif zur Orientierung auf die Liste von oben zurück). Nimm dir Zeit, um deine Gedanken und Gefühle zu analysieren. Versuche dich, von den Gedanken zu distanzieren, um sie aus einer neutralen Perspektive zu betrachten. Hinterfrage sie im nächsten Schritt und überprüfe sie auf ihren Wahrheitsgehalt. So kannst du sie mit Argumenten entkräften.
Achtsamkeit und Entspannung
Bediene dich Achtsamkeits- oder Meditationstechniken, um deine Gedanken zu beruhigen und im Moment zu sein. Dies kann dich dabei unterstützen, die Kontrolle über deine Gedanken zurückzugewinnen.
Akzeptanz
Beginne Selbstzweifel als Teil des Lebens zu akzeptieren. Anstatt gegen sie zu kämpfen, erkenne an, dass sie auftreten können, während du dich weiterhin deinen Zielen widmest.
Fazit
Selbstzweifel sind oft das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Erfahrungen, Gedanken und äusseren Einflüssen. Es ist wichtig, sich dieser Ursachen bewusst zu sein, um Strategien zu entwickeln, die helfen, Selbstzweifel zu erkennen und zu überwinden. Indem wir an unserem Selbstbewusstsein arbeiten, negative Gedanken hinterfragen und uns in einem unterstützenden Umfeld bewegen, können wir lernen, Selbstzweifel zu reduzieren und ein stärkeres Selbstwertgefühl zu entwickeln.


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