Heutzutage gehört es zum Alltag Stress zu haben. Die Geschwindigkeit, in der der technische Fortschritt vorangeht, gibt der Gesellschaft den Takt vor. Dadurch verändern sich auch unsere Rollen als Arbeitnehmer, Konsumenten, Eltern usw. und zwingen uns, uns anzupassen, um Schritt zu halten. Politisch unruhige Zeiten, wie auch der ständige Konsum von Bad News schlagen auf unser Gemüt und versetzen uns in eine Art dauerhaften emotionalen Krisenmodus.
In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage von Gallup Deutschland*, schauen nur 45% der Deutschen zufrieden und positiv in die Zukunft. Ein Wert, der, wie ich finde, sehr beunruhigend ist.
Brechen wir das ganze doch Mal auf unser Leben herunter. Da wir alle Stress sehr individuell wahrnehmen, ist es schwierig, hier eine Grenze zu ziehen. Viel mehr wissen oder fühlen wir hin und wieder, wo die Faktoren für den Stress liegen, die sich in unser Leben eingeschlichen haben. Für mich war damals die Corona-Zeit, wie wahrscheinlich für die meisten von euch, eine Zeit des hohen Stresslevels. Trotz Lockdowns musste ich jeden Tag zur Arbeit fahren, durch eine Maske in meinem Gesicht mit meiner Umwelt kommunizieren und ein Verbot nach dem anderen hinnehmen. Für mich habe ich damals aber nicht die obengenannten Punkte als den wahren Stresstreiber ausgemacht, sondern die Flut an schlechten Nachrichten und Spekulationen durch die Medien. Und immer wenn ich die Konfrontation mit einem dieser Berichte hatte, machte es etwas mit mir. So entschied ich mich irgendwann, kurz vor dem Höhepunkt der Massnahmen, keine Medien mehr zu konsumieren. Ich löschte meine Nachrichten Apps, hörte nur noch Musik über Spotify beim Autofahren und verbot mir an den endlosen Diskussionen meines Umfeldes teilzunehmen. Und plötzlich ging es mir besser. Als ich damit begann, den gefühlt größten Stressfaktor zu eleminieren, nahm es mir innerhalb kürzester Zeit den emotionalen Stress und liess mich befreit aufatmen.

Stressfaktoren erkennen und benennen

Damit will ich sagen, dass Stressfaktoren zu erkennen ein wichtiger Schritt ist, um mit Stress umzugehen und die eigene Lebensqualität zu verbessern. Oftmals sind wir uns der Ursachen für unseren Stress nicht bewusst, da es ein schleichender Prozess ist, bis sie sich in unserem Leben eingerichtet, und wir uns an sie gewöhnen haben. Um Stressfaktoren zu identifizieren, sollten wir zunächst ein Bewusstsein für die eigenen Gefühle und Reaktionen entwickeln. Achte darauf, wie du dich in verschiedenen Situationen fühlst und welche körperlichen Symptome auftreten. Häufig äussert sich Stress in Form von körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verspannungen, Schlafstörungen oder Magenproblemen. Wenn du solche Symptome bemerkst, kann das ein Hinweis darauf sein, dass du unter Stress stehst.

Ein weiterer Ansatz zur Erkennung von Stressfaktoren ist die Selbstreflexion. Nimm dir regelmässig Zeit, um über deinen Alltag nachzudenken. Welche Situationen oder Aufgaben verursachen bei dir Unbehagen oder Überforderung? Es kann hilfreich sein ein Stress-Tagebuch zu führen, in dem du notierst, wann du dich gestresst fühlst, was die Auslöser sind und wie du darauf reagierst. Diese schriftliche Dokumentation kann dir helfen, Muster zu erkennen und spezifische Stresstreiber zu identifizieren.
Um es dir zu veranschaulichen, habe ich dir eine kurze Auflistung von typischen Stressfaktoren zusammengefasst.

Arbeitsplatz & Job
Überlastung durch zu viel Arbeit, Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten, Unsicherheit über die Zukunft des Arbeitsplatzes, lange und unregelmäßige Arbeitszeiten, Unzufriedenheit mit der Arbeitsstelle oder der Tätigkeit.

Finanzielle Probleme
Schulden und finanzielle Unsicherheit, Verlust des Arbeitsplatzes oder Einkommens. Finanzielle Verpflichtungen, die nicht erfüllt werden können.

Beziehungen
Konflikte mit Partnern, Freunden oder Familienmitgliedern. Beziehungsprobleme oder Trennungen. Kommunikationsprobleme oder Missverständnisse.

Gesundheit
Chronische Krankheiten oder Schmerzen. Angstzustände, Depressionen oder auch Schlafmangel.

Zeitdruck und Überforderung
Zu viele Verpflichtungen und Termine, Zeitdruck und Hektik. Überforderung durch zu viele Aufgaben oder Verantwortungen.

Umweltfaktoren
Lärm, Verkehr oder andere Umweltbelastungen. Veränderungen in der Umgebung oder im Alltag.

Persönliche Faktoren
Selbstzweifel oder Unsicherheit. Perfektionismus oder unrealistische Erwartungen an sich selbst. Mangel an Selbstfürsorge oder Entspannung, fehlende Me-Time.

Der erste Schritt zur Veränderung

Leider haben wir nicht auf alle Faktoren gleich Einfluss. Einen Job zu wechseln oder raus aufs Land zu ziehen wird einfacher zu erreichen sein, als eine chronische Erkrankung in den Griff zu bekommen. Wo wir allerdings einen Stressfaktor identifizieren, sollten wir schauen, wie sich der Status Quo verändern lässt.

Gedankenmuster

Eine vergleichsweise leichte Methode ist es, auf deine Gedankenmuster zu achten. Oft sind es nicht nur äussere Umstände, die Stress verursachen, sondern auch unsere eigenen Gedanken und Bewertungen. Negative Selbstgespräche oder übermässige Sorgen können Stress verstärken. Frage dich, ob deine Gedanken realistisch sind oder ob du dich in negativen Denkmustern verlierst. Das Erkennen dieser inneren Dialoge kann dir helfen, die zugrunde liegenden Stressfaktoren zu identifizieren.
Weitere Möglichkeiten zur Stressreduzierung möchte ich noch kurz anreißen, bevor ich in weiteren Blogartikeln auf sie näher eingehen werde.

Weitere Möglichkeiten

Zeitmanagement
Prioritäten und realistische Ziele setzen, um Überforderung zu vermeiden.

Entspannungstechniken
Praktiken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen helfen, den Geist zu beruhigen und Spannungen abzubauen.

Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Gesundheit und kann Stress abbauen.

Selbstfürsorge
Zeit für Aktivitäten, die Freude bereiten und das Wohlbefinden fördern, wie z.B. Sport, Meditation oder kreative Aktivitäten

Professionelle Hilfe
Bei anhaltenden Stresssymptomen kann die Unterstützung eines Therapeuten oder Beraters sinnvoll sein.

Soziale Unterstützung
Schließlich ist es hilfreich, Feedback von anderen einzuholen. Manchmal sehen Freunde oder Familienmitglieder Dinge, die wir selbst nicht wahrnehmen. Sie können dir helfen, Stressfaktoren zu erkennen, die dir vielleicht entgangen sind. Offene Gespräche über deine Gefühle und Herausforderungen können neue Perspektiven eröffnen und dir helfen, die Ursachen deines Stresses besser zu verstehen.

Reaktionen auf emotionalen Stress

Wie du auf emotionalen Stress reagierst, erfährst du oftmals genau, wenn du dir die Unterstützung bzw. das Feedback von Freunden oder Verwandten einholst. Damit du aber auch dich verstehen kannst, sozusagen aus dem Blickwinkel eines Aussenstehenden, und, um vielleicht auch die Reaktionen deiner Mitmenschen zu verstehen, liste ich dir noch eine kurze Übersicht dazu auf:

Emotionale Reaktionen
Angst, Wut, Traurigkeit, Verzweiflung oder andere starke Emotionen

Verhaltensänderungen
Veränderungen im Verhalten, wie z.B. Rückzug, Aggression oder Missbrauch von schädlichen Substanzen

Körperliche Symptome
Kopfschmerzen, Magenprobleme, Schlafstörungen oder andere körperliche Symptome

Fazit

Insgesamt erfordert das Erkennen von Stressfaktoren Achtsamkeit, Selbstreflexion und die Bereitschaft, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen.
Emotionaler Stress kann schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit haben, wenn er ignoriert wird. Indem du dir Zeit nimmst, um deine Gedanken, Gefühle und Lebensumstände zu analysieren, kannst du die Stressoren in deinem Leben identifizieren und gezielt daran arbeiten, sie zu reduzieren oder besser damit umzugehen.


Aussicht auf den nächsten Artikel: Die Grundlagen der Selbstfürsorge: Was ist Selfcare und warum ist es wichtig?


*Quelle: Artikel zur Umfrage von Gallup Deutschland: https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article255990400/Gallup-Umfrage-Resignation-statt-Aufbruch-Stimmung-der-Beschaeftigten-in-Deutschland-ist-schlecht.html


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